Pressebericht über Integration bei McDonald's
Fast-Food-Filiale hat Erfahrung mit Mitarbeitern aus dem Ausland - 23.01.2018 05:58 Uhr
KAMMERSTEIN - McDonald’s bietet seit jeher Anstellungen für Menschen aus allen Nationen. Integration ist für das Unternehmen und seine Franchise-Restaurants also keine neue Herausforderung. Auch in der Kammersteiner Filiale, die zur Kette "McDonald’s Seenland" gehört, haben Flüchtlinge, die 2015 Deutschland erreicht haben, den Einstieg ins Arbeitsleben geschafft. Ein Besuch im Fast-Food-Restaurant.
Bei McDonald’s in Kammerstein herrscht eine familiäre Atmosphäre (von links): Personalleiterin Suzi Streckel, Teamleiter Walid Hanna Mati, Mitarbeiter Salam Adel und Geschäftsführer Stefan Streckel.© Foto: Andrea Ungvari
"Wir sind regelrechte Integrationsweltmeister", behauptet Suzi Streckel stolz. Sie ist Personalleiterin des Franchise-Unternehmens "McDonald’s Seenland". Neben ihr im Kammersteiner Restaurant sitzt ihr Mann, Stefan Streckel, der Geschäftsführer und Franchise-Nehmer. Integrationsweltmeister – damit meint Suzi Streckel, dass McDonald’s traditionell viele Menschen mit Migrationshintergrund einstellt. Möglich ist das zum einen, weil immer weniger Deutsche eine Ausbildung in der Systemgastronomie beginnen, und zum anderen, weil die Sprachbarrieren bei McDonald’s anfangs keine Probleme bereiten, erklärt Stefan Streckel.
Von der Küche an die Kasse
Wenn ein Bewerber oder eine Bewerberin kein Deutsch kann, fängt er oder sie in der Küche an. "Meistens stehen sie dann nach einem Jahr schon an der Kasse", ergänzt Suzi Streckel.
Salam Adel aus dem Irak ist noch nicht so weit, er arbeitet derzeit noch in der Küche. Der 28-Jährige ist seit zwei Jahren in Kammerstein und fährt regelmäßig mit seinem Fahrrad in die Arbeit. Sein Kollege Walid Hanna Mati übersetzt für ihn. Salam Adel bekräftigt, dass er aufgrund seiner geringen Sprachkenntnisse anfangs Schwierigkeiten bei der Jobsuche hatte. Doch genau hier liege der Schlüssel: Die Sprache lerne er während der Arbeit wesentlich schneller und erfolgreicher.
Die Mitarbeiter in Kammerstein erhalten alle gemäß des Tarifvertrages den gleichen Lohn, beginnend bei neun Euro die Stunde. Außerdem funktioniere das Einarbeiten der Asylbewerber bei McDonald’s wegen der Franchise-Struktur so außerordentlich gut, erklärt Stefan Streckel. Im Prinzip seien die Restaurants mehrere mittelständische Unternehmen. Bei großen Unternehmen mit strikten Hierarchien sei es schwieriger, solche Dinge in Gang zu bringen, weil viel persönlicher Einsatz gefordert sei. In seinen Restaurants herrsche eine familiärere Atmosphäre.
Laut eigenen Angaben arbeiten derzeit über 1000 Asylbewerber beim Fast-Food-Riesen in Deutschland. Auch das Restaurant in Kammerstein zählt aktuell vier Flüchtlinge in den Mitarbeiterreihen und viele mehr, die einen Migrationshintergrund haben. Insgesamt macht letztere Gruppe etwa 80 bis 85 Prozent der Mitarbeiter aus. Das Team besteht aus zehn verschiedenen Nationen, beispielsweise Rumänen, Griechen, Italienern, Syrern und natürlich auch Deutschen.
"Sie respektieren mich"
In den Restaurants von "McDonald’s Seenland" – das sind jene in Weißenburg, Gunzenhausen, Roth, Schwabach und Kammerstein – sind momentan etwa 20 Asylbewerber eingestellt. Ethnische oder religiöse Konflikte hat es laut Suzi Streckel bisher unter den vielen Nationalitäten nicht gegeben. Ancuta Urs – eine der Teamleiterinnen der Filiale – fügt hinzu, dass es ungeachtet vieler Vorurteile auch keine Probleme gebe, wenn sie den Männern aus arabischen Kulturkreisen Arbeitsanweisungen gibt. "Sie respektieren mich und alle anderen", sagt sie, man hinterfrage hier gar nicht erst Vorgesetzte hinsichtlich ihres Geschlechts.
Wenn Sprache aber nebensächlich ist, worauf wird dann bei den Bewerbern aus dem Ausland speziell geachtet? Suzi Streckel führt jedes einzelne Bewerbungsgespräch selbst. "Worauf ich besonders achte, ist, ob der- oder diejenige wirklich den Willen hat zu arbeiten. Je nach Herkunft sind meine Anforderungen unterschiedlich, aber der Wille ist wirklich das Wichtigste."
"Staat gibt zu wenig Anreiz"
Wie sie die Motivation einschätzen kann? Aufgrund ihrer Wurzeln kennt Suzi Streckel den arabischen Kulturkreis sehr gut, sie spricht sogar Arabisch. "Da lasse ich mich nicht hinters Licht führen", sagt sie entschieden. Erst letzte Woche hatte sie ein seltsames Erlebnis: "Ein syrischer Mitarbeiter aus einem der Restaurants sagte, er komme nicht mehr zur Arbeit und halte auch die Kündigungsfrist nicht ein, weil er nicht rauchen darf, wann er gerade möchte", erzählt sie.
Doch das Problem liege nicht vorrangig bei den Flüchtlingen, erklärt sie. "Der Staat bietet meiner Ansicht nach nicht die richtige Unterstützung. Es gibt finanziell kaum einen Anreiz, arbeiten zu gehen, und die Ehrenamtlichen übertreiben es oft mit der Hilfe. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Wahre, nicht, dass man den Flüchtlingen jede Kleinigkeit erklären muss."
Walid Hanna Mati arbeitet seit etwa 15 Jahren bei McDonald’s in Kammerstein. Der 41-jährige Iraker hat sich zum Teamleiter hochgearbeitet und dürfte sogar schon bald eine Filiale leiten – "dazu fühle ich mich aber noch nicht wirklich bereit", gibt er zu. Der Job bei McDonald’s war seine erste und einzige feste Arbeitsstelle. Im Irak konnte er aufgrund des Kriegs keine Ausbildung beginnen und hangelte sich von Job zu Job. In Deutschland musste er erst ein Jahr warten, bis er arbeiten durfte.
"Meine zweite Familie"
Die Arbeit bei McDonald’s war für ihn ein wichtiger Schritt in der Integration. "Erst durch die Arbeit konnte ich die Sprache richtig lernen, weil man gezwungen ist, sie anzuwenden. Die Kultur lernt man natürlich besser außerhalb kennen – bei McDonald’s arbeiten ja bekanntlich fast nur Ausländer", sagt er und lacht. Auch wenn die Arbeit oft stressig sei und ihn die vielen Gesetzmäßigkeiten manchmal nerven – den Job wechseln möchte er nicht. "Die Kollegen sind meine zweite Familie", sagt er mit einem Lächeln.
Nicht alle sind begeistert
So sehr die Integration für Flüchtlinge bei McDonald’s auch erleichtert wird – nicht alle sind davon begeistert. "Manchmal kommen schon Menschen ins Restaurant und fragen Dinge wie: ‚Warum beschäftigt ihr Leute, die nicht mal Deutsch können?‘. Bei so etwas stehen wir vollkommen hinter unseren Mitarbeitern. Ich wünschte mir gerne eine andere Sichtweise von manchen Gästen", sagt Suzi Streckel.
Auch ihr Ehemann hat schon Hass-Mails bekommen, als über die Restaurants und die Mitarbeiter berichtet wurde. "Manche Mails sind so voller Hass geschrieben, da reagiere ich gar nicht erst drauf", sagt Streckel. Bei sachlich geschriebenen Mails gehe er allerdings durchaus auf die Nachrichten ein.
Die Unterstützung durch die beiden Vorgesetzten ist offenbar immens. Suzi Streckel erzählt eine Anekdote über einen libanesischen Flüchtling, der eine Deutsche heiraten wollte: Er hatte bereits die nötigen Papiere besorgt, da wurde die Abschiebung in Gang gesetzt, der junge Mann wurde noch in der Nacht nach München gefahren. "Da habe ich mitten in der Nacht den Münchner Landrat Christoph Göbel aus dem Bett geklingelt. Er hat sich tatsächlich eingesetzt und den Libanesen noch aus dem Flughafen rausgeholt", erzählt sie.
"Für 2018 wünsche ich mir, dass die Asylbewerber endlich ankommen in Deutschland. Und dass sie begreifen, dass Integration nur durch soziale Netze und einen Job wirklich funktioniert", sagt Suzi Streckel. Stefan Streckel ergänzt: "Und dass unsere Leute hier eine schöne Zukunft haben."